Innen- und Außenbereich
Anstriche und Beschichtungen jeglicher Art innen und außen
Das Angebot an Farben ist für Laien kaum überschaubar. Welche Anstrichmittel gibt es eigentlich und woraus bestehen sie?
Farben, Lacke und andere Beschichtungsmittel bestehen meist aus vier Komponenten:
- Pigmente (verleihen der Oberfläche die gewünschte Farbe),
- Bindemittel (verbinden den jeweiligen Untergrund mit den Pigmenten),
- evtl. Lösemittel bzw. Verdünnungsmittel (halten Bindemittel und Pigmente vor der Verarbeitung flüssig) und
- evtl. Zusatzstoffe (z.B. zur Konservierung, für die Elastizität).
Wir verwenden zum Streichen Ihrer Innenräume oft Dispersionsfarben und Dispersionssilikatfarben sowie für Ihre Fassaden häufig Silikonharzfarben.
Ein Überblick zu handelsüblichen Farben
Dispersionsfarbe
Die wasserverdünnbaren, leicht zu verarbeitenden Dispersionsfarben sind die am häufigsten verwendeten Farben. Ihre Bindemittel sind nicht wasserlöslich, sondern als feste Teilchen im Wasser fein verteilt (dispergiert). Bindemittel sind meist Kunstharze, die für eine gute Haftung und wasserabweisende Eigenschaften sorgen. Für unterschiedlich stark beanspruchte Räume gibt es wischfeste oder scheuerbeständige Dispersionsfarben (siehe Nassabriebklassen). In scheuerbeständiger Farbe ist der Anteil an Bindemitteln höher.
Die Dispersionsfarben sämtlicher Hersteller für Innenräume sind lösemittel- und weichmacherfrei. Dispersionsfarben sind emmissionsarm, somit für die meisten Menschen gesundheitlich unbedenklich. Für sehr sensible Bereiche wie Krankenhäuser oder für Allergiker gibt es emmisionsfreie Dispersionsfarben.
In der Produktpalette unserer Lieferanten finden sich viele Varianten von Dispersionsfarben mit jeweils folgenden Eigenschaften:
- besonders schadstoffarm bzw. schadstofffrei
- neutralisieren Gerüche in der Raumluft
- unempfindlich gegenüber Reinigungsmitteln und Desinfektionsmitteln
- besonders abriebstark
- intensivtonoptimiert
- schwerentflammbar
- strukturerhaltend
- schimmelpilzhemmend
- lichtreflektierend
Dispersionssilikatfarbe
Die Dispersionssilikatfarbe hat Eigenschaften von Silikat- sowie Dispersionsfarben. Die Basis einer Dispersionssilikatfarbe ist eine reine Silikatfarbe. Somit ist die Farbe diffusionsoffen, dennoch wasserabweisend, schimmelpilzhemmend und frei von Weichmachern und Lösemitteln. Die Dispersionssilikatfarben dürfen nach DIN/EN eine alkalibeständige Kunststoffdispersion (Polymerdispersion) bis zu 5 % enthalten. Dieser Polymeranteil von 5% hat den Vorteil, dass sich die Farben besser anwenden lassen, auch auf kritischen Untergründen sowie auch in dunkleren Farbstufen abtönbar sind. Für mineralische Untergründe empfehlen wir gern Dispersionssilikatfarben.
Reinsilikatfarbe oder mineralische Farbe
Reinsilikatfarbe wird auch Wasserglasfarbe oder Keimfarbe (nach dem Erfinder A.W. Keim) genannt. Das Bindemittel ist meist Kaliwasserglas. Man gewinnt Kaliwasserglas durch Zusammenschmelzen von Quarzsand, Kalciumcarbonat und Kohle (alles fein pulverisiert). Verdünnt wird die Farbe mit Fixativ. Die Silikatfarbe enthält keine Kunststoffe, Lösemittel oder Konservierungsmittel. Durch ihre Alkalität wirkt sie konservierend und natürlich schimmelpilzhemmend. Sie trägt zu einer guten Raumluft bei, da die Wände durch kleine Poren weiter „atmen“ können. Reinsilikatfarben sind aufgrund ihrer Alkalität ätzend und greifen die Haut an, weshalb beim Streichen Handschuhe getragen werden sollten. Auch Spritzer auf Fliesen o.a. Beläge müssen sofort beseitigt werden. Bereits vorhandene Anstriche mit Dispersionsfarben können mit Reinsilikatfarbe nicht überstrichen werden. Ein Nachteil einer Reinsilikatfarbe ist die begrenzte Tönbarkeit.
Mineralische Farben verarbeiten sich schwieriger, der Maler muss hier auf einen sehr gleichmäßigen Auftrag achten, so dass man später keine Ansätze und Pinselstriche sieht.
Silikonharzfarbe
Silikonharzfarben kommen vor allem im Fassadenanstrich zum Einsatz. Hier ist eine hohe Wasserdampfdurchlässigkeit, Schlagregenfestigkeit, Lichtechtheit und Spannungsüberbrückung gefragt. Dies leisten die Silikonharzfarben (auf Basis von Silikonharz- und Reinacrylatdispersionen) hervorragend. Durch den sogenannten "Lotuseffekt" wird der Silikonharzfarbe eine selbstreinigende Eigenschaft zugeschrieben. Wasser dringt nicht in das Mauerwerk ein, sondern perlt einfach ab, so dass auf diese Weise Verschmutzungen wie Staub oder Pollen abgewaschen werden. Gleichzeitig lässt Silikonharzfarbe jedoch auch zu, dass das angestrichene Mauerwerk atmen kann, das heißt Feuchtigkeit im Mauerwerk kann verdunsten und wird nicht von dem Farbanstrich blockiert. Zudem bietet Silikonharzfarbe besseren Schutz gegen Schimmelpilze und Moose als herkömmliche Dispersionsfarben. Die Farbe ist zudem gut tönbar.
Latexfarbe
Eine spezielle Dispersionsfarbe ist die moderne Latexfarbe. Sie enthält keinen Anteil an Latex - wie bei den früher verwendeten echten Latexfarben. Es handelt sich bei den modernen Latexfarben um Dispersionen besonders feiner Teilchen. Latexfarbe ist wasserdampfdurchlässig, sehr strapazierfähig, scheuerbeständig und unempfindlich gegenüber üblichen Reinigungsmitteln. Die Farbe vergilbt nicht, und bleibt elastisch. Da sie robust und widerstandsfähig ist, bietet sich Latexfarbe in Räumen an, die stark beansprucht werden wie beispielsweise in Treppenhäusern oder Fluren. Im Handel wird Latexfarbe in matter, seidenglänzender oder hochglänzender Form angeboten. Sie ist frei von Lösemitteln und Weichmachern, zur Erzielung ihrer speziellen Eigenschaften können Additive zugesetzt werden.
Volltonfarbe
Vollton- oder Abtönfarbe dient hauptsächlich der Farbgebung von weißer wasserverdünnbarer Farbe (meist Dispersionsfarbe). Die witterungsbeständige, gut deckende Volltonfarbe kann aber auch direkt innen und außen verarbeitet werden, da sie mit bindenden Zusätzen ausgestattet ist. Meist werden sie jedoch mit weißer Wandfarbe vermischt - daher stammt auch die Bezeichnung "Abtönfarbe". Es gibt verschiedene Arten von Abtönfarben, je nach der zu mischenden Farbart. Die meisten eignen sich für sämtliche Dispersionsfarben. Volltonfarben sind in Kunststoffflaschen mit Schraubverschluss erhältlich.
Isolierfarbe
Auf Flächen mit Nikotin-, Ruß- oder ausgetrockneten Wasserflecken streichen wir isolierende Dispersionsfarbe. Es ist keine zusätzliche isolierende Grundierung erforderlich, nach dem Anstrich mit Isolierfarbe entsteht eine intakte neue Oberfläche.
Grundierungen
Bei Grundierfarben handelt es sich um lösemittelfreie, wasserverdünnbare, weißpigmentierte Farben zur Verfestigung und Haftvermittlung des Untergrundes auf Basis von Kunstharzdispersionen und/oder Kaliwasserglas. Es ist wichtig, die für die nachfolgende Beschichtung geeignete Grundierfarbe zu verwenden.
Leimfarbe
Die gesundheitlich unbedenkliche Leimfarbe für mineralische Untergründe besteht aus den natürlichen Rohstoffen Leim, Kreide und Wasser. Das Bindemittel ist pflanzlicher Stärkeleim oder Zelluloseleim. Da diese Bindemittel immer wasserlöslich bleiben, kann man die Farbe nicht in Feuchträumen und nicht im Außenbereich verwenden. Die Farbe kann fertig angerührt oder als Pulver zum selber anrühren gekauft werden. Der Anstrich ist bedingt wisch- aber nicht scheuerfest, jedoch sehr diffusionsfähig und frei von Zusatzstoffen.
Mit Erd- und Mineralpigmenten lässt sich die weiße Leimfarbe tönen. Leimfarbe verträgt sich nicht mit Dispersionsfarbe. Das kann bei späteren Renovierungen problematisch werden. In diesem Fall muss die Leimfarbe erst mit warmem Wasser, Bürsten oder einem Spachtel von den Wänden entfernt werden.
Kalkfarbe
Die gesundheitlich unbedenkliche Kalkfarbe besteht aus gelöschtem Kalk und Wasser. Der Kalk ist gleichzeitig Bindemittel und Pigment. Er wirkt außerdem desinfizierend und fungizid. Zum Abtönen sind nur kalkechte Buntpigmente geeignet. Starke Farbtöne sind nicht möglich, weil Kalkfarben Pigmente nicht gut binden. Der Anstrich ist feuchtigkeitsunempfindlich und kann daher auch in Feuchträumen erfolgen. Der Anstrich eignet sich für Mauersteine und Putze. Die Farbe gilt als baubiologisch und ökologisch unbedenklich.
Zementfarbe
Zementfarben bestehen aus Weißzement und hochhydraulischem Kalk. Hochhydraulisch bedeutet, dass das Bindemittel ohne Luftzufuhr erhärtet. Man kann Zementfarben daher für Flächen verwenden, die starker Feuchtigkeit ausgesetzt sind, sogar für Unterwasserflächen wie z.B. Schwimmbecken aus Beton. Die wetterbeständigen, wasserdampfdurchlässigen Zementfarben eignen sich für die gleichen Untergründe wie die Kalkfarbe, wurden häufig in Kellern, Garagen oder Stallungen aufgebracht. Gegenüber Kalkfarbe ist die Zementfarbe etwas spröder.
Leinölfarbe
Leinöl dient in erster Linie als ein natürlicher Schutz des Holzes, doch auch andere Untergründe sind imprägnierbar. Leinöl und Leinölfarbe sind natürliche Produkte, die seit Jahrhunderten sowohl außen als auch innen Anwendung finden. Reine Leinölfarbe ist lösungsmittelfrei und frei von sämtlichen Zusatzstoffen.
Leinölfarbe besteht aus dem Leinsamen des aus Flachs gewonnen reifen Samens. Das Leinöl dringt tief in das Holz ein und verkleidet die Poren des Holzes. Das Leinöl wird dann zu einer unlöslichen Verbindung und kann im Außenbereich zur Imprägnierung verwendet werden. Bei der Verarbeitung ist darauf zu achten, dass Leinöl eine relativ lange Trocknungszeit hat. Es ist lichtbeständig, mit Leinöl wieder leicht überarbeitbar, jedoch nicht kratz- bzw. schlagfest.
Folgende Merkmale zu Eigenschaften einer Farbe geben die Hersteller normgerecht auf dem Etikett der Farbe an:
Nassabriebklasse
Die Nassabriebbeständigkeit beurteilt die Beständigkeit der Beschichtung beim wiederholten Reinigen. Die Beschichtungsstoffe werden in Nassabriebklassen von 1 bis 5 eingestuft, wobei Stufe 1 die höchste Nassabriebbeständigkeit hat.
Waschbeständig eingestufte Innenfarben entsprechen der Nassabriebklasse 3, die scheuerbeständigen Innenfarben der Klasse 1 oder 2. Bei scheuerbeständigen Farben handelt es sich in der Regel um hochwertige und bindemittelreiche Beschichtungsstoffe, die glänzende, seidenglänzende, matte oder stumpfmatte Oberflächen aufweisen. Diese Produkte werden häufig als sogenannte Latexfarben bezeichnet.
Glanzgrad
Vier Glanzabstufungen werden für Beschichtungsstoffe unterschieden: glänzend, mittlerer Glanz, matt und stumpfmatt. Für der Kategorie »mittlerer Glanz« dürfen die aus alter Normung bekannten Begriffe »seidenmatt« und »seidenglänzend« beibehalten werden. Der Glanz einer Beschichtung kann das plastische Profil des Untergrundes einer Relieftapete oder eines Glasgewebe-Wandbelags optisch stärker hervorheben. Der daraus resultierende Effekt kann jedoch störende Untergrund- und Strukturungleichmäßigkeiten sichtbar werden lassen. Aber nicht nur die Optik lässt sich durch den unterschiedlichen Glanzgrad beeinflussen. Insbesondere die Strapazier- und Reinigungsfähigkeit einer Beschichtung ist maßgeblich von ihrem Glanz abhängig. Dabei lassen sich matte Innenfarben, auch wenn sie der Nassabriebklasse 1 oder 2 entsprechen, nur bedingt reinigen. Glänzende oder seidenglänzende Farben weisen eine dichtere und glattere Oberfläche auf, die eine gute Reinigungs- und Strapazierfähigkeit besitzt.
Deckvermögen
Das Kontrastverhältnis gibt eine Aussage über das Deckvermögen der Beschichtung. Innenfarben werden in eine von vier möglichen Klassen von 1 bis 4 eingestuft. Klasse 1 hat das höchste Deckvermögen.
Wichtig
Vor jedem Anstrich prüfen wir sorgfältig den Untergrund.
Dieser muss tragfähig, fest, trocken, frei von Staub, losen Beschichtungen und Ausblühungen sowie trennenden Schichten sein.